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Nachrichten aus Blickpunkt: Moderne Frauen

Christina von Gleichenstein schätzt sich glücklich mit ihrem Leben

Die Chefin ist Bindeglied für die Mitarbeiter und tragende Säule im Betrieb und in der Familie

Christina von Gleichenstein

Sie ist eine echte Baronin und dennoch so unglaublich „besonders-normal“. Ich habe mich mit Christina von Gleichenstein im gleichnamigen Weingut in Oberrotweil getroffen.

Chrissi wird sie im Ort und im Freundes- und Bekanntenkreis genannt, darüber ist sie glücklich, denn mit ihrem Adelstitel geht sie keineswegs hausieren. Seit der Schulzeit kennt sie ihren Ehemann Johannes, zuerst aus den Augen verloren, traf man sich zufällig im Freiburger Nachtleben wieder und schließlich wurde geheiratet. Sie als Bürgerliche, er als ein Baron. Seit nunmehr 20 Jahren sind die beiden ein glückliches Paar, zwei Jungs, 15 und 17 Jahre alt zählen zur Familie.

Der Beruf der Rechtsanwalts-Fachangestellten, war ihr Traumjob und auch wenn dieser schon lange Zeit aufgegeben wurde, profitiert Christina von Gleichenstein noch heute im Weingut davon. Ein halbes Jahr wurde noch gependelt, dann wurde das Weingut der Traumjob. Sie ist nämlich zuständig für die Büro-Organisation, das Personal und alles drumherum. Ehemann Johannes ist der Winzer der Familie. „Ich bin sozusagen das Bindeglied zu den Mitarbeitern, organsiert Events, mache die Buchhaltung, kümmere mich um die Saisonarbeitskräfte und für einen reibungslosen Ablauf im Betrieb und in der Familie. „Mir kam es von jeher zugute, dass ich selbst einmal angestellt war, dadurch habe ich eine andere Sichtweise, die dem Betrieb durchaus guttut“, erklärt sie.

Dass sie eine „von“ ist, sei seit Beginn „sehr gewöhnungsbedürftig“ gewesen, denn Christina von Gleichenstein ist eine, die anpackt, die nicht redet, sondern sich kümmert. Im Ort im Kindergarten, in den Fördervereinen Kindergarten und Grundschule, wenn Zeit ist, wenn Unterstützung und Ideen gebraucht werden. Dass ihre Schwiegereltern aus einer anderen Generation stammen und im Ort mit Baron und Baronin angesprochen wurden, versteht sie, sie allerdings bricht mit ihrem Ehemann diesen Status und ist froh, wenn man sie Chrissi nennt. „Unsere beiden Söhne müssen für ihr Geld, das sie brauchen, auch etwas tun, das gibt es nicht einfach so ohne Gegenleistung“, so einer der Grundfesten. Auch wenn Freiburg ihre Heimat ist, will sie heute nicht mehr weg von Oberrotweil. „Hier ist eine Blase, die Qualität hier leben zu dürfen, ist einfach toll“, schwärmt sie. Dass dieser Aspekt gerade zu Coronazeiten sehr wertvoll war, weiß sie zu schätzen.

„Früher trank ich nur Sekt und keinen Wein“

Christina von Gleichenstein ist reingewachsen im Laufe der Jahre in den Betrieb und schon längst mit dem Weingut verschmolzen. Sie ist die tragende Säule im Zusammenhalt, im Ablauf. „Das war natürlich nicht immer einfach, gerade auch als Philipp auf die Welt kam oder die Kinder noch klein“, berichtet sie. Dass sie das Thema „Wein“ vorher gar nicht auf dem schirm hatte, lässt sie lachen. „Ich habe zur Freiburger Zeit eigentlich nur Sekt getrunken.“ Gelernt habe sie anfangs sehr viel von Schwiegervater Hans-Joachim und dessen Freund Wolf Salwey. Und zu ihren Anfängen auf dem Weingut, war auch der Schwiegervater noch auf Endverbrauchermessen dabei, ansonsten übernahm das Ehepaar 2003 das Weingut und die Schwiegereltern zogen sich komplett zurück. „Das rechne ich hoch an.“ Stetig hat sich Christina von Gleichenstein weitergebildet zum Thema Wein, lernte ihn zu beschreiben, die Arbeit im Rebberg und Keller und ihr Wissen zu transportieren. Vor acht Jahren wurde die Vinothek eröffnet. Sie grätscht nicht beim Personal hinein, so sieht man Christina von Gleichnesten auch nur bei Anfrage in der Vinothek, die Mitarbeiterinnen sind hier perfekter Ansprechpartner für die Touristen und Kunden.

Ein oberes Gut: die Privatsphäre

Wichtig ist ihr die Privatsphäre – sie weiß, die ist schon vom Weingut her gering, aber sie kämpft dafür, für Ruhezonen und Rückzugsorte für sich und ihre Familie.
„Der Alltag ist geprägt von den Kindern, denn die sind das Wichtigste“, beschreibt es Christina von Gleichenstein. Eine „Work-Life-Balance“ kennt sie nicht, weil sie stets präsent ist als Ansprechpartnerin, egal ob in der Familie oder im Weingut. „Es gibt abgegrenzte Mein- und Dein-Bereiche mit Ehemann Johannes, oft ist es schwierig, die Grenzen zu finden.“
Ab 6 Uhr in der früh ist sie auf den Beinen, dann erst im Büro, später im Haushalt und natürlich auch bei den Fußballspielen und -trainings ihrer Jungs. Nebenbei geht sie mit dem Hund spazieren. Dass sie als Chefin oft schlaflose Nächte hat, gerade zu Coronazeiten, ist für sie selbstverständlich. Selbst mit ihren besonderen Events, die weit über Oberrotweils Grenzen hinaus die Menschen anziehen, sind in der Vorbereitung und beim Event selbst anstrengend. Sie liebt diese Aufgabe des Organisierens, aber ebenso hier spricht die Perfektionistin, alles muss stimmen und passen. Man kann es sich an dieser Stelle gleich vormerken: Am 1. Juli 2023 steht die „Sommerparty im Park“ mit Live-Musik mit der Band Headhunter, sowie kulinarische Schmankerl von Stephan Köpfer und seinem Team aus der „Sonne“ und dem „Steinbuck“, im Kalender. Dazu selbstverständlich eine große Auswahl an Weinen und Spritzigem aus dem von Gleichenstein-Weinkeller.

Die Mitarbeiter fühlen sich hier wohl

Damit die Qualität im Weingut stimmt und weiter auf hohem Niveau spielt, müssen sich nach Meinung von Christina von Gleichenstein, die Mitarbeiter wohlfühlen. Monatliche Meetings werden für die 16 Mitarbeiter, darunter ein Auszubildender, sowie die rumänische Saisonarbeitskräfte, durchgeführt. Dass sich die Mitarbeiter hier im Weingut wohlfühlen, beweisen langjährige Zugehörigkeiten von Jahrzehnten und sogar 30 Jahren. Vermarktet werden 42 Hektar und die machen natürlich entsprechend Arbeit. Zur Freude von Christina und Johannes von Gleichenstein, will Sohn Philipp Winzer werden.

„Weniger ist manchmal mehr“

„Ich habe Glück, mit meinem Mann und den Kindern und dass ich das mit dem Weingut kombinieren kann und so alle unter einen Hut bringe, für alle da sein zu können“, betont sie. Christina von Gleichenstein sieht es als „puren Luxus“ zu Hause zu arbeiten und sich Freiräume dann auch so gestalten zu können, dass es sich gut anfühlt.
„Wir müssen uns auf das besinnen, was wir können und dabei ist weniger manchmal auch mehr“, erklärt sie. Für ihre besonderen Veranstaltungen kommt die zündende Idee oft spontan und dann aber läuft es. Um ihre Kreativität zu erhalten und das Weingut mit Ehemann Johannes weiter nach vorne zu bringen, braucht es ihrer Meinung nach Urlaubs-Auszeiten, „einfach mal raus und etwas anderes sehen.“ Man müsse bewusst genießen und das Schöne im Leben sehen, verweist sie auf ihre Lebensphilosophie.

Ihr Ziel: „Meine Kinder zu selbstständigen, glücklichen Menschen zu erziehen und sie so zu stärke, dass sie ihren eigenen Weg gehen können, sich aber immer dabei auf uns verlassen können.“
Ihr Wunsch: „Ich wünsche mir mehr Zeit mit meinem Mann nun für mich, denn das bleibt leider oft auf der Strecke, weil sich alles um das Geschäft dreht. Aber wir arbeiten einfach gut als Team.“
Sie kann sich ein Leben ohne diese Arbeit nicht mehr vorstellen, denn es macht ihr sichtlich Spaß im Weingut. Dabei wünscht sie sich gesund zu bleiben und den Betrieb einmal weitergeben zu können, damit die nächste Generation ihre Träum ein Oberrotweil verwirklichen kann.

Ihre Hobbies: Tennisspielen mit Johannes, gerne mit Freunden unterwegs sein, den dazu ist leider oftmals keine Zeit, lernen mit Jamie Oliver’s 7 Sachen zu kochen, damit sie in der Weinlese 3-Gänge-Menüs für die Arbeitskräfte zubereiten kann.

Ihr Ratschlag: „Alles so ausgeglichen wie möglich als Mutter und Ehefrau zu leisten und ab und zu mal aus dem Haus gehen, um Entspannung reinzubringen. Man macht sich oftmals zu viele Gedanken, hier sollte man öfter einfach mal loslassen und was man hat immer schätzen.

Über das Weingut Freiherr von Gleichenstein
Seit 2003 führen die heutigen Besitzer Johannes und Christina von Gleichenstein das Weingut Freiherr von Gleichenstein in Vogtsburg- Oberrotweil am Kaiserstuhl. Der Hof ist seit 1634 inzwischen in elfter Generation im Familienbesitz der Freiherren von Gleichenstein. Die Weinberge am westlichen Kaiserstuhl mit ihrem Vulkanverwitterungsgestein und den Lössböden, eine sorgfältige Arbeit im Weinberg, strenge Ertragsreduzierung und der individuelle Ausbau der einzelnen Lagen bringen erstklassige Weine, vor allem Burgunderweine, hervor. Im Besitz des Weinguts Freiherr von Gleichenstein sind einige der Spitzenlagen des Kaiserstuhls. Dazu gehört der Oberrotweiler Eichberg, der Hausberg des Weinguts. Mit seiner südlichen Ausrichtung und einer Hangneigung bis zu 45 Prozent ist er vollständig sonnenexponiert. Auf dem Ihringer Winklerberg, der wärmsten Weinberglage Deutschlands, gedeihen mineralische und elegante Spitzenweine. Der Oberrotweiler Henkenberg und der Achkarrer Schlossberg bringen komplexe Graue Burgunder hervor. Auf den Lössböden und Mischböden des Weinguts wird die Gutswein-Linie ausgebaut. Eine Rarität des Weinguts ist der Weinkeller mit seinen aufwändigen Holzkonstruktionen. Er wurde bereits um 1500 errichtet, als Hof und Ländereien im Besitz des Klosters St. Blasien waren. www.gleichenstein.de   

Fotos/Text für Region im Blick: Heike Scheiding

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