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Nachrichten aus Baden bewegt

Baden bewegt: Volksbank-Vorstand Uwe Barth, Freiburg

Zukunft gestalten, so sieht sich die Volksbank Freiburg, denn die Rahmenbedingungen in der Finanzbranche erfordern eine permanente Weiterentwicklung eingehgehend mit Neuorientierungen.

Die Volksbank Freiburg setzt  dabei auf eine langfristig ausgelegte Anpassung ihres Geschäftsmodells, um so nachhaltig Erfolge zu erzielen. Heike Scheiding-Brode und Dirk Böhme sprachen mit dem Vorstandssprecher Uwe Barth über verschiedene Themen.

Strahlkraft am Hauptbahnhof mit neuem Gebäude
Das Bauprojekt Volksbank-Areal an der Bismarckallee stehe sinnbildlich für die Veränderungen. Am 24. Oktober 2018 erfolgte die Grundsteinlegung, „ein schöner Augenblick“, so Barth, der auch im vorausgegangenen etwa ein Jahr andauernden Abbruch eine emotionale Zeit erlebte. Beim Abbruch wurden mehr als 90 Prozent der Materialien direkt der Weiterverwertung zugeführt. Barth sieht den Neubau als „langfristige Investition in die Zukunft und Existenzsicherung der Volksbank Freiburg mit einer verbundenen Renditeerwartung aus Vermietung und Verpachtung“. Es sei eine Herausforderung, so Barth, in der heutigen Zeit solch ein Projekt zu gestalten. Von den 21.000 Quadratmetern Nutzfläche wird die Volksbank selbst rund 9.000 Quadratmeter nutzen. Der Rest seien Handels- und Büroflächen und für das Hotel gedacht. Fremdvermietet werden etwa 2.000 Quadratmeter Büroflächen, 2.000 Quadratmeter Handelsflächen im Erdgeschoss sowie das Vier-Sterne-Hotel Courtyard by Marriott mit 156 Zimmern und die Tiefgarage mit insgesamt über 300 Stellplätzen. „Das sind wichtige Eckpfeiler in der Gesamtdarstellung – wir werden insgesamt einen attraktiven Mix haben“. Dabei sei man sich durchaus bewusst, dass das Neubauprojekt ein Eingangstor zur Innenstadt werden wird. Bereits im Jahr 2015 begannen die Planungen des Großprojektes, wesentliche Firmen wurden schon lange unter Vertrag genommen, 2021 will man einziehen. Man erwarte sich für die etwa 300 Mitarbeiter in Freiburg – 460 sind es insgesamt, die bei der Volksbank Freiburg beschäftigt sind - gute Impulse durch die dann neu gestaltete Arbeitswelt. „Wir bauen wertig, aber nicht protzig“.

Zukunft der Bank
Regionalbanken sind geprägt vom analogen Geschäft, das von persönlichen Kontakten lebt. „Die Transformation ist gestartet, weitere Schritte in die digitale Welt erfolgen konsequent“, betont Barth. Vor 10 Jahren wurde noch zu 100-Prozent analog gearbeitet, inzwischen gebe es 50-60 % hybride Kunden und 10-15 % ausschließlich Online-Kunden, nur noch 20-25% analoge Bankgeschäfte. „Als Regionalbank müssen wir alles können, perfekt digital und genauso die analoge Welt bieten und das im Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken“, betont der Vorstandssprecher. Das wiederum sieht er als großen Wettbewerbsvorteil, den die „Großen“ nicht bieten können. „Wir haben eine gesunde Mischung und darauf kommt es an“. Die Volksbank Freiburg setzt auf eine Kombination verschiedener Kontaktmöglichkeiten für die Kunden, etwa eine erweiterte persönliche Beratung per Telefon oder Internet. Zudem sind fünf Mitarbeiter zu speziellen Online-Serviceberatern ausgebildet worden, die Kunden bei dem Schritt in das Online-Banking unterstützen. Daneben gibt esvob@now-Berater mit visualisierter, hochwertiger Beratung und es gibt auch einen Bargeld-Bring- Dienst, beispielsweise für Senioren. Laut Barth werden diese neuen Angebote sehr gut angenommen, weil sie eben auch ein breites Spektrum abdecken. Dazu gehört auch, dass vor allem beim Thema Geld das Sicherheitsbedürfnis der Menschen besonders ausgeprägt ist. „In Deutschland ist diese Skepsis gegenüber digitaler Dienstleistungen im Allgemeinen übrigens deutlicher ausgeprägter als etwa in Skandinavien.  In 2017 wurden bereits 2,5 Millionen Euro in die Digitalisierung investiert. Wichtig sei auch, dass kein Kunde länger als 10 Minuten zu einer Volksbank-Filiale fahren soll. Fakt sei allerdings auch, dass es weniger Filialen als früher gibt, das sei der Lauf der Zeit.

Hat der Beruf des Bankkaufmannes, der Bankkauffrau überhaupt noch Zukunft?
„Das Berufsbild hat sich verändert, aber wir sprechen noch immer von einem hochwertigen Ausbildungsberuf, weil auch der IT-Bereich hier immer stärker mit hineinspielt“, erläuterte Uwe Barth. Wohnbaufinanzierung, Vermögensberatung, Private Banking – all das habe Zukunft und gerade das Firmenkundengeschäft bildet hier eine wichtige Basis. „Wir haben hier in Freiburg und Umland gesunde Mittelstandsstrukturen und gerade den begleiten wir von jeher als Regionalbank“. Das Geschäftsmodell der Volksbank ist für Uwe Barth intakt und er ist sich nicht bange um die Zukunft hinsichtlich Arbeitsplätzen, Ausbildung und Kunden – die Mischung macht es für ihn. Die Volksbank Freiburg bekomme immer eine gute Anzahl an Bewerbungen für Ausbildungsplätze, aber der Prozess der Auswahl, für wen man sich entscheidet, an sich ist anspruchsvoller geworden“. Aktuell befinden sich 13 junge Menschen in Ausbildung, inklusive dualem Studium.

Hat das Bargeld noch Zukunft?
„Die Deutschen hängen am Bargeld, aber eigentlich brauchen wir es schon lange nicht mehr. Bei meinem Besuch in Estland wurde ich schon fast schief angeschaut, als ich eine Kleinigkeit in bar bezahlen wollte“, erklärt Barth. Das Thema „Kryptowährung“ spiele in Baden aktuell allerdings keine Rolle.

Soziales Engagement
„Unsere Bank gehört den Mitgliedern und da zählt es auch dazu, dass wir als Bank bei unseren Genossen nachfragen, wie sich die Bank engagieren soll“, erklärt Barth. Kultur/Sport/Soziales wird genannt. Dabei wird beispielsweise soziales Engagement der Mitarbeiter bei Projekten in ihren Vereine unterstützt. Als erste Volksbank Deutschlands habe man 2005 die Stiftung „Solidarsinn Volksbank Freiburg“ gegründet. Ziel der Stiftung sei es, Mitgliedern der Volksbank Freiburg unter die Arme zu greifen, die durch persönliche Schicksalsschläge in Not geraten sind. Gleichzeitig unterstützt die Stiftung aber auch Projekte gemeinnütziger Organisationen, insofern diese Mitglieder der Genossenschaftsbank sind. Hierzu gehören beispielsweise Bildungsprojekte, Projekte zur Förderung benachteiligter junger Menschen, aber auch Initiativen, die sich um Langzeitarbeitslose oder alte Menschen kümmern. In den vergangenen fünf Jahren bis einschließlich 2017 wurden 21 Mitglieder der Volksbank Freiburg, die durch einen Schicksalsschlag in Not geraten sind, unterstützt.

Wirtschaftsstandort Freiburg
„Freiburg hat eine relativ geringe Dynamik als Industriestandort“, sagt Barth. Es handle sich um einen zwiespältigen Dienstleistungsstandort mit Universität und Handel. Natürlich gebe es Schwerpunkte mit grüner Energie oder dem Frauenhofer Institut. Freiburg hat zudem eine schwierige Topografie hinsichtlich Erweiterungen ihrer Gewerbegebiete, „da ist es schwer, sich auszubreiten“, „aber mit Nachdruck wird eine Gewerbeausbau auch nicht forciert“.

Text: Heike Scheiding-Brode Bilder: Volksbank Freiburg

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